Du betrachtest gerade Das 3-3-5 – Nur ein Glücksspiel?

Das 3-3-5 – Nur ein Glücksspiel?

Seit seiner Entwicklung in den frühen 90er-Jahren war es zum Großteil eine Nischenkonzept das von kleineren Schulen eingesetzt wurde. In den letzten fünf Jahren hat das 3-3-5-System aufgrund seiner Flexibilität, Aggressivität und Wirkung gegen Counter-Spread-Offensiv-Konzepte auch in einige der größten Programme des Sports Einzug gehalten. Es ist eine Verteidigung die mit viel blitzen, später Coverage und Strukturwechseln agiert und dadurch versucht möglichst viel Chaos zu verursachen. Es ist auch eine Verteidigung, die bei ihrem letzten Einsatz in der Big Ten dermaßen auseinandergenommen wurde, dass sie über 15 Jahren lang nicht mehr zum Einsatz kam. Nun aber starten u.a. die Nebraska Cornhuskers einen neuen Versuch. Es wird ein sehr interessantes Experiment das zur Modernisierung der Conference beitragen könnte.

Das Big-Picture-Konzept

Der Vorteil des 3-3-5 lässt sich auf zwei Worte reduzieren: Geschwindigkeit und Chaos. Die optimistische Annahme hinter der Struktur ist, dass man (a) eine insgesamt athletischere Einheit hat, die aus der Tiefe ausschwärmen kann (b) mehr Geschwindigkeit auf der mittleren Ebene der Verteidigung hat, was die Passverteidigung und das schießen in Lücken gegen das Laufspiel sowie beim blitzen verbessert und (c) ein flexibles und amöbenartiges Zentrum der Verteidigung, was dem Koordinator mehr Möglichkeiten gibt seine Strategie zu tarnen und schneller anzupassen. Die zusätzliche Geschwindigkeit und Flexibilität sind Schlüsselelemente in den meisten modernen Defensivplänen um eine Spread-Offensive zu stoppen, die mittlerweile fast jeder spielt.

Warum spielt dieses Konzept also nicht jedes Team wenn es so hervorragend gegen die moderne Offense anzuwenden ist?

Die Antwort auf diese Frage lautet: Es muss ein Defensive Linemen geopfert werden

In der Defense geht es vor allem um die Ressourcenverteilung. Wenn man nicht zu den Georgias oder Alabamas dieser Welt gehört und gegen fast jeden auf ganzer Linie sportliche überlegen ist, kann man nicht einen Bereich der Defense stärken ohne einen anderen zu schwächen. Schiebt man jemanden an eine Stelle des Feldes um eine gewisse Vorgabe umzusetzen fehlt er im Zweifel an einer anderen Stelle um etwas anderes zu tun. Wenn man einen Defensive Linemen vom Spielfeld nimmt – auch wenn es sich nur um einen durchschnittlich talentierten Linemen handelt – wird die Front geschwächt und es so der gegnerischen O-Line leichter gemacht in die zweite Ebene zu gelangen. Man geht zwar davon aus, dass die erwähnte erhöhte Geschwindigkeit, das blitzen in Lücken und die erzeugte Verwirrung die Schwachstellen an der Line of Scrimmage ausgleichen können aber die Schwächen sind unumstritten da.

Aber nur weil es ein Glücksspiel ist heißt das nicht, dass es schlecht sein muss. Man muss sich dazu auch mal vor Augen führen welche Schulen für das 3-3-5-System bekannt sind: Memphis State, Oregon State, New Mexico, San Diego State und Iowa State. Von diesen Schulen wird wahrscheinlich keine einen Jadeveon Clowney rekrutieren können. Es ist sogar unwahrscheinlich das man an Defensive-Line-Talent herankommt, dass ebenwürdig mit dem Offensive-Talent derer Conference-Gegner wäre. Doch was gibt es für diese kleineren Schulen im Überfluss? Geschwindigkeit! Es gibt einfach viel mehr kleinere, schnelle Spieler als große, starke Jungs, die auch noch schnell laufen können. Es gibt natürlich auch viele große, starke Kandidaten aber die meisten von denen sind Offensive Linemen. In der Defensive muss man das gesamte Feld beackern können.

Die Umsetzung des 3-3-5 ist also eine Programmaufbaustrategie. Teams mit begrenzten Rekrutierungsressourcen hielten dies für die am besten zugeschnittene Strategie um mit den für sie verfügbaren Spielern erfolgreich zu sein. Es ist aber auch zu beobachten, dass Programme mit starken Rekrutierungsmöglichkeiten wie z.B. Clemson, LSU, Oklahoma und sogar Georgia in den letzten Jahren das 3-3-5 angewendet haben. Es muss also echte schematische Vorteile geben.

Im Großen und Ganzen läuft es darauf hinaus, dass Geschwindigkeit, Flexibilität und Chaos stiften im modernen Spiel immer wichtiger werden. Da praktisch jede Offensive in der Power 5 (oder jetzt Power 4) über Spread-Formationen und RPOs aufgebaut ist und die Zunahme von 7-gegen-7-Camps und hochentwickelten High-School-Offensiven bessere Quarterback und Passfänger als jemals zuvor hervorbringt, macht es Sinn, dass die Verteidigung versucht Antworten auf diese Entwicklung zu finden. Wenn mehr flexible Athleten in der Defense aufgestellt sind kann sich die Verteidigung im Zeitalter von No-Huddle- und Hyper-Speed-Offensiven schneller an die Aktionen der Offensive anpassen ohne dass Einwechslungen nötig sind.

Ein Defensive Coordinator kann einen Defensive Tackle nur als Defensive Tackle verwenden. Einen hybrider Linebacker/Safety jedoch als Rush End, als Linebacker auf der zweiten Ebene, er wird gegen die Flat eingesetzt oder lässt sich als Deep Safety fallen. Da sich die Offensiven immer weiter verbessern und in der Lage sind kontinuierlich mehr Yards zu überbrücken, wird es auch immer wichtiger, dass die Verteidigung mehr Big Plays kreiert. Tackles for loss, Sacks, Fumbles, abgewehrte Pässe oder Interceptions sind wichtig um Angriffe zum Scheitern zu bringen. Die typischen 4-3- oder 3-4-Formationen werden natürlich auch weiterhin gespielt, werden jetzt allerdings viel situativer genutzt.

Das 3-3-5 bietet aufgrund des eingesetzten Personals einige detailliertere Vorteile:

  • Schnellere Spieler können Blockern vollständig ausweichen. Auf einem traditionellen Four-Down-Surface sind die Offensive Linemen eine Armlänge von den primären Laufverteidigern entfernt. Für die talentierteren Offensivspieler ist es beispielsweise einfacher ihre 3-Technique anzuwenden um dabei ihr Talentvorteil zu nutzen. In einer Verteidigung wie dem 3-3-5 befindet sich ein weiterer primären Laufstopper jedoch auf der zweiten Ebene. Dabei schießt ein schnellerer Linebacker oder Safety in eine Lücke. Selbst für die athletischsten Offensive Linemen ist es schwer einen Mann in die Finger zu bekommen, der mit 4,6 oder 4,7 in ein Loch sprintet. Deren Geschwindigkeit ermöglicht es ihnen einfacher um die Offensive Linemen herum oder an ihnen vorbeizulaufen. Anstatt in die direkte Konfrontation zu gehen, bei der sie wahrscheinlich im Nachteil sind, können sie den Kontakt gänzlich vermeiden.
  • Je mehr Geschwindigkeit sich auf dem Spielfeld befindet, desto besser ist die Verteidigung gegen das Passspiel. Nicht wirklich überraschend; aber wenn man mehr Leute hat die schnell laufen können kann man auch besser mit den Receivern mithalten. Man sieht immer wieder, dass Teams mit einer 3-3-5 Defense in der Passverteidigung besser abschneiden als es ihr Talent vermuten lässt.
  • Spieler im Second-Level können mehrere Dinge kompetent ausführen. Ein Defensive Linemen hingegen – selbst ein außergewöhnlich guter – wird nur gut darin sein den Lauf zu stoppen und den Passgeber zu attackieren. Ein schnellere Hybridspieler kann den Lauf stoppen, den Passgeber attackieren, sich in die Passverteidigung fallen lassen oder den Quarterback ausspionieren und alles auf einem guten Niveau.
  • Das erzeugt mehr Möglichkeiten vor dem Snap Verwirrung zu stiften. Man stelle sich mal vor man wäre Quarterback oder Center der die Protection vorgibt und blickt auf eine 4-3-Defense mit zwei hohen Safeties. Man kann davon ausgehen, dass die vier Defensive Linemen rushen und die drei Linebacker wahrscheinlich Coverage spielen werden – es sei denn es handelt sich um ein Blitz-Situation – und die Corner und Safeties werden ebenfalls in Coverage gehen.
    Nun dasselbe Spiel gegen ein 3-3-5: Wir wissen, dass die drei Defensive Linemen wahrscheinlich rushen werden und die beiden Corner für die Passverteidigung zuständig sind. Darüber hinaus gibt es aber sechs Spieler die sich wahrscheinlich vor dem Snap bewegen werden und deren Rollen nicht definiert sind. Es ist davon auszugehen, dass mindestens einer der Linebacker aus der zweiten Reihe angestürmt kommt aber wir wissen nicht welcher. Einer der beiden Überhang-Safeties wird sich voraussichtlich in eine tiefe Coverage fallen lassen aber welcher und in welche Coverage? Wenn mehrere Positionen auf dem Spielfeld mehrere Möglichkeiten haben bringen sie die Offensive zum Nachdenken was wiederum Chaos verursacht.
  • Für Chaos zu sorgen hört sich vielleicht nicht nach viel an aber mehr offensive Verwirrung führt zu mehr offensiven Fehlern und jeder offensive Fehler führen zu noch mehr negativen und chaotischen Spielzügen. Eine Offensive Line die vor dem Snap nicht genau bestimmen kann wen sie blocken soll wird mehr Fehler machen, was bedeutet, dass es mehr freie Rusher für einen Sack oder einen Tackle for loss gibt. Ein Quarterback der nicht genau sagen kann wer blitzen wird und wer in Coverage geht, wird mehr Zeit für seinen Entscheidungsfindung benötigen, was bedeutet, dass der Pass Rush mehr Zeit bekommt oder das Risiko für abgewehrte Pässe und Interceptions steigt, wenn ein Wurf in einen Bereich kommt in den sich ein unerwarteter Verteidiger bewegt.

Die Positionsgruppen

Während es 3-3-5 genannt wird, funktioniert die Verteidigung in Wirklichkeit eher wie ein 3-5-3, bei dem drei Down-Defensive-Linemen auf den Quarterback Druck ausüben und den Lauf verteidigten. Fünf Linebacker oder Strong Safeties, typischerweise auf der zweiten Ebene, verteidigen den Lauf, blitzen oder verteidigen gegen die kurzen Pässe. Die beiden Corner und ein tiefer Safety übernehmen die tiefen Routen. Es handelt sich um eine unorthodoxe Aufstellung, wofür es einige unorthodoxe Spieler benötigt und von denen verlangt wird unorthodoxe Dinge zu tun.

Defensive Line

Die Defensive Line im 3-3-5 wird einen Großteil der Drecksarbeit erledigen. Sie werden in nachteilige Konstellationen eingeteilt und müssen Aufgaben erledigen die bei Gelegenheitsfans kaum für Aufsehen sorgen und keine großen Statistiken kreieren. Aber ohne sie funktioniert die Verteidigung nicht. Das für ein 3-3-5 benötigte Personal der D-Linie unterscheidet sich nicht völlig von dem was für die Basisverteidigung des 3-4 erforderlich ist. Gleichwohl verlangt es von ihnen auf eine andere Art zu spielen und einige leicht unterschiedliche Eigenschaften zu haben.

Wie im 3-4-System und im Grunde in jeder Drei-Mann-Front, befindet sich in der Mitte der Verteidigungslinie im 3-3-5-System der typische große, raumumfassende Nose Tackle. Die Hauptaufgabe dieses Spielers ist es sich nicht bewegen zu lassen. Er muss stark genug sein um sich aus einer 0-Technique-Position, direkt gegenüber des Centers, oder einer 1-Technique direkt über einer Schulter des Centers zu behaupten wo er ständig von zwei großen O-Linern angegangen wird. In der Verantwortung des Nose Tackle liegt es dafür zu sorgen eine der A-Lücken auf den beiden Seiten des Centers zu füllen. Die Hauptaufgabe ist es jedoch so viele O-Liner wie möglich zu binden um zu verhindern, dass die Offensive Linemen eine Hand an die heranstürmenden Linebacker bekommen, sodass diese aus der zweiten Ebene unberührt durchkommen und ihre Tackles machen können. Unbeweglichkeit ist an dieser Stelle eine Tugend.

Ein prototypischer Drei-Mann-Front-Nose-Tackle in einer Power-4-Conference wiegt mehr als 140 kg. Im 3-3-5 muss das aber nicht zwingend sein und man kann den Nose Tackle auch durchaus flexibel einsetzen. Ein leichterer Nose Tackle kann beispielsweise als dritter Defensive End agieren und die Außenlücken attackieren. Hier wird dann Größe gegen Explosivität eingetauscht.

Neben dem Nose Tackle sind zwei Defensive Ends aufgestellt. Ebenso wie beim 3-4 müssen die 3-3-5-Defensive Ends groß genug sein um der Lauf-Offensive standzuhalten, wenn sie in einer 5-Technique – direkt gegenüber dem Offensiv-Tackle – oder einer 4i-Technique – an der Innenschulter der Tackles – aufgestellt werden. An dieser Stelle gibt es jedoch einige geringfügige Unterschiede: Die 3-4 Defense von Nebraska war in erster Linie eine „Zwei-Lücken“-Verteidigung, was bedeutet, dass die Defensive Linemen dafür verantwortlich waren, zwei Lücken entlang der Offensive Line zu schließen. Es ging eher weniger darum ins Backfield zu gelangen als vielmehr darum die Offensive Linemen am Angriffspunkt aufzuhalten und dann die richtige Lücke zu lesen und zu schließen. Im 3-3-5 ist es genau umgekehrt! Hier wissen die Verteidiger bereits vor dem Snap welche Lücke zu attackieren ist und schießen direkt nach dem Snap dort rein. Wenn im Allgemeinen von der Aggressivität des 3-3-5 gesprochen wird ist genau das gemeint.

Was bedeutet das für das Personnel? Die Ends müssen immer noch groß genug sein um den Lauf aufzuhalten und nach innen rutschen zu können. Im 3-4 setzt man normalerweise auf größere Spieler mit einem Gewicht von 125 bis 135 kg die länger standhalten. Im 3-3-5 müssen die Ends explosiver sein um schnell in die Lücken zu stoßen oder Geschwindigkeit bei Stunts aufs Feld zu bringen. Sie müssen auch mehr reine Eins-gegen-Eins-Pass-Rushing-Moves draufhaben als im 3-4, da von ihnen verlangt wird den Quarterback aus einer schlechteren Position anzugreifen

Linebacker

Ein 3-3-5-Linebacker ist eine Art Verschmelzung des 3-4- und des 4-3-Linebackers. Zwei hauptsächlich in der Box befindliche Spieler haben ähnliche Rollen wie die 3-4 Inside Linebacker, wobei ein dritter größtenteils außerhalb der Box auf dem hybriden „Will“-Spot spielt, wie im 4-3.

In der Mitte der zweiten Reihe des 3-3-5 steht der MIKE Linebacker. Dieser Spieler wird normalerweise direkt auf einer Linie zum gegnerischen Center aufgestellt und ist gegen den Lauf für die A-Lücke verantwortlich, die nicht vom Nose Tackle bespielt wird. Der Mike wird so gut wie nie die Box verlassen. Seine Hauptverantwortung in der Pass-Defense liegt darin die kurzen Zonen abzudecken und die Running Backs, Fullbacks oder Tight Ends im Mann-gegen-Mann zu bewachen. Er wird auch als wichtiger Blitzer eingesetzt, insbesondere bei Inside-Stunts und Loops. Aufgrund seines Aufgabenspektrums und seiner Bedeutung gegen das Laufspiel ist der Mike der physisch stärkste Linebacker in der Formation. Er wird selten für eine Manndeckung tief im Raum benötigt, sondern muss vielmehr die Line of Scrimmage als Angriffspunkt suchen und dafür natürlich groß und stark genug sein um es auch mit einem O-Liner aufnehmen zu können.

Zur Stärke der Formation im 3-3-5 wird der SAM Linebacker beitragen (deshalb heißt er schließlich auch so). Die starke Seite der Formation ist fast immer die Seite auf der sich der Tight End aufstellt, weshalb sich der Sam meist direkt über diesem aufstellt. Dieser Spieler wechselt auch häufig als Defensive End auf die Line of Scrimmage wenn auf eine Vierer-Fronten gewechselt wird. Der Sam ist im Allgemeinen für die B-Lücke (zwischen dem Offensive Guard und dem Tackle) oder die C-Lücke (zwischen dem Tackle und dem Tight End) verantwortlich, je nachdem, welcher Lücke der Defensive End auf seiner Seite zugewiesen ist.

Der Sam wird auch der Spieler in dieser Verteidigungsformation sein der am meisten blitzt. Er muss also der besten Pass-Rusher in der Positionsgruppe sein. Aber er muss auch Qualitäten in der Deckung mitbringen, da er sich gelegentlich zurückfallen lassen muss um Flats und Hook-/Curl-Zonen außerhalb der Box abzudecken und um einen Tight End in der Man Coverage zu übernehmen.

Wenn man so will ist der Sam der interessanteste Spieler in dieser Defense. Er muss ein Hybrid aus Defensive End und Linebacker sein der es sowohl mit Blockern und Runnern in der Box aufnehmen kann, muss die Aufgaben an der Line of Scrimmage mögen wie ein Defensive End und Pass-Rush-Moves draufhaben aber auch im Raum gegen Receiver und Tight Ends verteidigen. Es wird schwierig sein, einen Spieler zu finden, der all diese Dinge gut kann.

Wenn die Verantwortlichkeiten und Anordnungen von Mike und Sam im 3-3-5 den Rollen der Inside Linebacker in einem 3-4 ähneln, so kann man den WILL Linebacker im 3-3-5 eher mit dem Will in einem 4-3-Schema vergleichen. In einem traditionellen 3-3-5-System befindet sich der Will fast immer auf der schwächeren Seite der Offensivformation und spielt daher oft außerhalb der Box an der Seite des Slot-Receivers in einer weiten Doubles- oder Trips-Formation. Wie der Sam wird der Will hauptsächlich für die B- oder C-Lücke verantwortlich sein, diese allerdings von weiter außerhalb des Strafraums angreifen müssen. Dieser Spieler muss in der Deckung besser sein als der Mike und der Sam. Da sich aber eine Vielzahl an Blitzmöglichkeiten über die schwache Seite des Gegners eröffnen werden, sollte er ebenso ein starke Pass-Rusher sein.

Eine letzte Sache zu allen Linebackern: Sie müssen alle großartige Tackler sein. Bei dieser Verteidigung – bei der die D-Line größtenteils von den Blockern gefressen wird – muss die zweite Ebene die Gegner verlässlich zu Fall bringen. Wenn ein Ballträger an ihnen vorbeikommt hat er erstmal viel Feld vor sich.

Safeties

Wenn der Sam nicht der Spieler mit dem härtesten Job im 3-3-5 ist, dann gehört dieser den beide Überhang-Safeties.

Einer dieser Spieler im Long-Tree 3-3-5 wird normalerweise als Box Safety bezeichnet und der andere von Tony White, dem DC der Cornhuskers, als Rover. Hierbei handelt es sich um Spieler, die ähnliche Fähigkeiten benötigen und ähnliche Verantwortungen übernehmen müssen. Dies werden die beiden Spieler sein, die am häufigsten in der Tarnung und in der Secondary-Rotation verwendet werden. Daher müssen sie ein gutes Verständnis davon haben, was jeder Defensive-Call im Gesamtbild als Ziel hat. Sie werden beide auch als siebter und achter Verteidiger gegen den Lauf in die Box geschickt um die Räume eng zu machen. Sie haben nach dem Snap auch die schwierigste Aufgabe: Sie müssen in der Lage sein gegen den Lauf wie Linebacker zu agieren und gleichzeitig in der Lage sein die Abdeckung im Passspiel darzustellen.

Es gibt jedoch einige subtile Unterschiede in den Positionen. Im Long-Tree 3-3-5 ist der Rover traditionell eher der Linebacker-Typ der hauptsächlich in der Mitte der Verteidigung spielt und nicht oft genutzt wird um die Tiefe abzudecken. Dem Rover wird häufig von den beiden anderen Safeties der Rücken freigehalten um sicherzustellen, dass er niemals 1-gegen-1 mit den Receivern am anderen Ende des Feldes isoliert ist. Da der Rover tiefer in der Mitte der Verteidigung aufgestellt ist muss er sich an die Formation der Offense anpassen und dabei oft die Deckung des Tight End übernehmen. Er wird zudem viel damit beschäftigt sein in die Box zu rotieren um dort als siebter Spieler gegen das Laufspiel oder als Blitzer zu unterstützen.

Der Box Safety hingegen ist eher mit einem traditionellen Nickel-Corner zu vergleichen. Ein größerer Spieler, der Receiver gut abdecken kann und dem mehr Downfield-Abdeckungen zugeteilt werden. Ebenso muss er über eine gewisse Körperlichkeit verfügt um in der Laufverteidigung standzuhalten und als Blitzer zu fungieren. Beim Box Safety ist es wahrscheinlicher, dass er auf der Seite aufgestellt wird auf der mehr gegnerische Receiver auftauchen. Er bewegt sich auf Höhe der Linebacker bzw. einen Tick tiefer aber nicht so tief wie der Free-Safety und etwas mehr außerhalb der Box als der Rover. Beide werden damit beauftragt viele Hash- und Flat-Zone-Coverages zu spielen und Tight Ends bzw. Slot-Receiver in Man-Coverage zu übernehmen und den Lauf aus der Tiefe und in der Breite zu verteidigen.

Zu guter Letzt gibt es noch den Free-Safety. Im Long-Tree 3-3-5 fungiert der Free-Safety gewissermaßen als dritter Cornerback. Sie werden in erster Linie Passverteidiger sein, deren Aufgabe es ist, in Cover 2, 3 und 4 fast ausschließlich Deep-Field-Zonen zu spielen, während sie in Cover 1 darauf aus sind Fehler zu bestrafen bzw. zu beheben. Passverteidigungsfähigkeiten sind hier der Schlüssel.

Der Free-Safety wird gelegentlich in die Box rotieren um einen Blitz einzustreuen. Wenn er gegen das Laufspiel einen Tackle setzen muss liegt das nur daran, dass einer seiner Mitspieler seine Aufgabe nicht erfüllen konnte.

Cornerbacks

Auch wenn das meiste am 3-3-5 einer eher unorthodoxen Struktur unterliegt, so sind die Cornerbacks einfach ganz norma!

Wie bei jedem Outside Cornerback in jedem System ist die Passverteidigung die gewünschte Qualität. Wenn der Cornerback in der Lage ist einen Receiver im Eins-gegen-Eins-Modus auszuschalten oder starke Plays macht, wenn der Ball in der Luft ist, kann man Schwächen gegen den Lauf oder schwächere Tacklings in Kauf nehmen.

Fazit

Dass 3-3-5 ist bei den meisten Coaches, O-Linern und Quarterbacks deshalb so gefürchtet, weil sie es über Jahre nicht gesehen haben und daher nicht studieren konnten. Während sie selbst und der Großteil ihrer Gegner der letzten 15 Jahre eine 4-3 oder 3-4-Defense spielten, sie diese daher bis ins kleinste Detail kennen und es praktisch nicht gibt was sie nicht schon einmal gesehen haben, ist das beim 3-3-5 nicht so. Sie kennen nicht alle Facetten dieses Systems, das, wie wir mittlerweile wissen, sehr viele Varianten bietet. Nicht nur die hohe Anzahl an Blitz-Kombinationen aus drei Linebackern und zwei Safeties bereitet ihnen Kopfzerbrechen auch die Offensive Linemen fühlen sich nicht komfortabel, wenn sie Single-Blocks durchführen müssen. Die O-Line ist immer bestrebt ein Double-Team zu haben.

Aber auch in die andere Richtung sorgt sie für eine Überraschung. Ein Quarterback wurde sein ganzes Footballleben auf einen Vier-Mann-Rush und sieben Spieler die sich in die Deckung fallen lassen getrimmt. Im 3-3-5 sieht er plötzlich acht Spielern die in Coverage gehen und er ist mit seinen Reads nicht darauf vorbereitet.

Es ist also diese Kombination aus:

  • Blitz Kombinationen
  • Keine Double Teams
  • Drop 8

die diese Formation so gefährlich machen.

Schreibe einen Kommentar